Ewen 1944, dörflicher Vorort einer größeren Stadt im deutschen Westen. Während im Osten ... und an der Westfront blutige Schlachten toben und die Wehrmacht zunehmend an Boden verliert, geht hier das Leben scheinbar seinen gewohnten Gang: Arbeit, Schule, Partei, Kirche. Aber eigentlich ist da Angst, pure Angst, um die Zukunft, um die in alle Welt verstreuten Männer, Väter, Söhne, Verlobten und Freunde. Was geschieht wirklich an der Front? Sind alle wohlauf? Hier und da ein Brief, ein Foto, ein Fronturlaub. Noch ist Hoffnung, doch keiner wagt auszusprechen, was längst alle ahnen: dass dieser Krieg verloren geht, dass die Vermissten - ja, und auch die Juden - nicht wieder zurückkehren, dass nichts mehr so sein wird wie vorher.

Ewen in Krieg und Frieden ist eine Saga der kleinen Leute in schwerster Zeit, angefüllt mit lebendigen Figuren der Welt der Daheimgebliebenen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Monaten der harten Nachkriegszeit. Es ist kein weiteres Epos der klassischen Mustertypen in Gestalt dämonisch-fanatischer Nazis, klassenbewusster Arbeiter oder edler Leidender. Es gibt kein Schwarz und Weiß und gerade dadurch wird deutlich, wie nah alles beieinander liegt, wie sehr die Grenzen verschwimmen.
Tolstoi und Irving scheinen Pate gestanden zu haben bei dieser anspruchsvollen, von der ersten bis zur letzten Seite fesselnden Aufarbeitung eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Dabei steht nicht der Holocaust oder der Krieg im Vordergrund. Vielmehr nimmt sich Rudolf Alberg der vernachlässigten Szenerie der Heimat an und inszeniert auf originelle und innovative Weise ein höchst glaubwürdiges Psychogramm eines deutschen Dorfes während der Nazidiktatur.
Authentische, flüssige Dialoge, sprachliche Präzision sowie ein nüchtern-sachlicher, gewollt unemotionaler Erzählstil komplettieren neben seiner Detailtreue und historischen Gewandtheit die besondere literarische Qualität.

Rudolf Alberg
Ewen in Krieg und Frieden
Roman
520 Seiten, Hardcover
éditions trèves
ISBN 978-3-88081-442-4